Es ist ein so wunderbar altmodischer Begriff: Antlitz.
Das klingt anders als das Wort Gesicht. Bei Antlitz hat man etwas anderes in der Imagination als bei Gesicht. Ein schönes Antlitz. Da denkt man nicht an Claudia Schiffer oder an irgendein anderes Model, so hübsch sie möglicherweise auch sein mögen. Da denkt man an das Mädchen mit dem Perlenohrring…oder an Audrey Hephburn.
Er senkte sein Antlitz. Da blitzt etwas Edles auf…es ist un-alltäglich und klingt nach etwas besonderem. In diesem Wort steckt noch viel mehr von der Persönlichkeit dessen, um den es geht, als in dem Wort Gesicht. Im Gegensatz zu Antlitz klingt das Wort Gesicht profan. Liegt es daran, dass der Begriff auszusterben droht?
Oder daran, dass es eine Art gehobener Ausdruck für Gesicht ist, und somit nicht mehr zeitgemäß?
Beispiele:
das Antlitz des Menschen
ein edles, durchgeistigtes, schönes, liebliches, holdes, zerfurchtes, blasses, bleiches, aschfahles Antlitz
das Antlitz glüht, verklärt sich
sein Antlitz verbergen, verhüllen
jemandem sein Antlitz zukehren
Ach neige, / Du Schmerzensreiche, / Dein Antlitz gnädig meiner Not [ Goethe, Faust ]
Achten wir in Zukunft doch mal wieder mehr auf ein Antlitz als auf ein Gesicht.
Die Gemälde, die Du ausgewählt hast, erinnern mich an die Romane von Proust. Eine Zeit, in der der Mensch wahrnahm, wie das Blut durch die Haut scheint, wenn eine Frau erregt ist oder ein Flattern der Augenlider innere Umruhe anzeigt. Sehr schön ausgewählt, finde ich.
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Danke…und bitte verzeih die späte Antwort. Weihnachten hatte mich fest im Griff. Ja die Zeiten der Kontemplation sind eindeutig vorbei…die Zeit, die man sich in der Ära von Proust nehmen konnte (und wollte), hat heute kaum noch jemand. Um so wichtiger, dass man hin und wieder das Augenmerk darauf lenkt. Wünsche Dir ein fulminantes neues Jahr. Liebe Grüße. Stella
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