Ach ja, wir sehen sie täglich, die Perfekten, die Makellosen, aber ist das wirklich das non plus ultra?
Im grammatikalischen bezeichnet der Ausdruck Imperfekt (lateinisch imperfectus ‚unvollendet‘) eine Zeitform, die sowohl Vergangenheit als auch den unvollendeten Aspekt ausdrückt. Da gibt es noch Raum zur Entwicklung, Möglichkeiten, Veränderungen. Welche Verheißung verspricht eine unvollendete Symphonie…da kommt noch was…das ist noch nicht das Ende!
Das Imperfekte irritiert, macht neugierig, wirft Fragen auf. Das Perfekte und Makellose ist Oberfläche auf Hochglanzpapier. Aber warum nur wird der Makel in der heutigen Gesellschaft so gehaßt, dass selbst junge, zauberhafte Mädchen zum Schönheitschirurgen rennen, um sich ihre Nasen oder Brüste scheinbar perfektionieren zu lassen? Hier spielt man nicht mit den Möglichkeiten, die Mode und Phantasie uns offenbaren, sondern es geht lediglich um die Beseitigung eines Mangels als Störung. Erschreckenderweise erfahren die Menschen, dass sie auf diese Art in der Bilanz der Schönheit nie mehr ins Plus geraten, sondern bestenfalls ein Nulldefizit erreichen.
Ich plädiere für die Schönheit des Imperfekten. Im Menschen, in den Dingen und im Leben! Also, bleiben Sie imperfekt!
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